Mein Fazit zur DNX Berlin:
Mach es unperfekt. Aber mach es.
Seit ein paar Tagen hat mein Blog eine neue Oberzeile:
Aus „Reisen und darüber berichten macht mich glücklich“ (was definitiv stimmt!) wurde: „Digitale Küchentischnomadin mit Liebe zum Wort.“
Das ist im Moment mein Stand der Dinge.
Ich arbeite als freie Werbetexterin, habe nette Kunden und der Job ernährt mich – auch wenn ich ihn nicht immer innig liebe. Was ich liebe, was immer geht, sind Worte. Je treffender, je bildhafter, je saftiger, desto besser:
Liebesbrief. Ohrfeige. Apfelkuchen. Kastanienbaum. Herrlich!!!
Was die digitale Nomaderei betrifft, sollte ich vielleicht erstmal erklären, was das eigentlich bedeutet:
Was ist eine digitale Nomadin? Kurz definiert, sind digitale Nomaden Menschen, die ihre Beruf online, also am Rechner (schlimmstenfalls sogar in einem räudigen Internetcafé auf den Philippinen) ausüben können und dadurch ortsunabhängig sind. Sie gehen nicht ins Büro, sondern an den Strand, in den Coworking Space, ins Café – oder arbeiten einfach mal ein paar Tage am Küchentisch bei der Oma in Oer-Erkenschwick oder Winsen an der Luhe. Womit das Wort Küchentischnomadin auch geklärt wäre.
Mit meinem Texterjob habe ich eigentlich ideale Bedingungen für das Leben als Digitale Nomadin:
● Die meisten meiner Kunden hören mich lieber, als dass ich gleich den ganzen Tag bei ihnen im Büro sitze und ihren Kaffee wegtrinke. Der Kontakt findet per E-Mail oder Telefon statt – oder auch mal per mehrstündiger Telefonkonferenz (der Teil des Jobs, den ich nicht so liebe.)
● Natürlich habe ich bei meinen Projekten Deadlines. Diese sind aber mal mehr, mal weniger eng. Mir den Tag selbst einzuteilen, geht eigentlich immer – zur Not könnte ich also auch mal tagsüber in der Sonne liegen und mir am Rechner die Nacht um die Ohren hauen. (Liebe Kunden, sowas mache ich fast nie – außerdem kriege ich superleicht einen Sonnenstich.)
● Außer meinem Kopf, Macbook, Notizbuch und Handy brauche ich eigentlich kein Arbeitsmaterial. Und die paar Sachen kann ich problemlos in jedes Café (mit gutem WLAN) mitnehmen. Zum Glück braucht mein Kopf kein Kabel, sonst stände ich alte Kabelvergesserin manchmal ziemlich auf dem Schlauch.
● Wenn man zum Arbeiten rausgeht, braucht man, wie ich hörte, Kleidung und Schuhe. Da ja Freiberufler zu Hause gern mal barfuß im Pyjama arbeiten (jetzt tut nicht so!), ist diese Anforderung noch gewöhnungsbedürftig. Aber das sollte sich lösen lassen.
Meiner Zukunft als digitaler Nomadin steht also nicht im Weg – oder????
Dass ich diesen Artikel nicht in Chiang Mai oder Montreal, sondern in meinem Büro zu Hause in Leipzig schreibe, liegt daran…dass mich irgendwas davon abhält.
Leute, ich hab einfach Schiss.
Ich bin sowas gar nicht mehr gewohnt. Sowas Aufregendes.
Ich habe eine Partnerschaft – wie soll das funktionieren, wenn ich auf einmal irgendwo in der Welt unterwegs bin?
Diese und andere Gedanken und Zweifel gehen mir durch den Kopf und hindern mich daran, einen Flug oder ein Zimmer zu buchen. Dabei soll es ja so spektakulär gar nicht sein – da ich auch gern zu Hause bin (mit Küche, Katze, Espressokocher auf dem Herd und Birnbaum im Garten), würde mir ein Monat „irgendwo anders“ schon reichen. Ab und zu mal vier Wochen eine andere Stadt, einen anderen Ort, ein anderes Lebensumfeld haben und von dort aus arbeiten – das wäre genau mein Modell. Und darüber denke ich schon seit fast 2 Jahren nach.
Ziemlich lange Einleitung für einen Artikel über die DNX – die digitale Nomadenkonferenz in Berlin. Aber Ihr sollt verstehen, wo ich stehe – um zu verstehen, was die DNX verändert hat.
Am 1. DNX-Tag hatte ich zwei Workshops gebucht.
Zuerst kam „Finde Deine Leidenschaft“ mit Ben Paul von Anti-Uni.
Natürlich hatte ich mir davon erhofft, dass ich danach genau weiß, wo es langgeht – und sofort damit anfangen kann, mein natürlich total lukratives und von Anfang an super erfolgreiches Blogprojekt an den Start zu bringen. Ganz so war es nicht. Stattdessen habe ich Folgendes gelernt:
● Leidenschaft hat man nicht – sie entwickelt sich, indem Du Deiner Neugier folgst.
● Zweifel haben alle. Der Trick ist, einfach trotzdem Dein Ding zu machen.
● Du kannst über alles bloggen, was Dich bewegt, egal, wo Du bei dem Thema stehst – nimm die Leser einfach auf Deinen Weg mit.
● Und, ganz wichtig: Einfach anfangen. Ohne Anfangen wirds nischd.
Das war jetzt wirklich die Kurzfassung. Ich fand den Workshop nützlich und unterhaltsam. Ben hat eine echt angenehme Art, nachzufragen und Dingen auf den Grund zu gehen. Hier und da gab es auch Bestandteile, die man fast schon poesietherapeutisch nennen kann.
Ich sags ja: Schreiben fetzt.
Workshop Nummer 2, „Mit Bloggen Geld verdienen“ mit der saucoolen Sabrina alias Just one way ticket war ebenfalls super informativ – allein die ausführliche Linksammlung zu den Themen Affiliate, Bannerwerbung, gesponserte Beiträge, soziale Netzwerke, etc. war es wert. Außerdem kam Sabrina sehr entspannt rüber. Anscheinend muss man als Blogger nicht immer super fleißig sein, es reicht manchmal auch, geschickt faul zu sein!
Tag zwei.
Morgens um 9 im Babylon Kino begann das 3. Digitale-Nomaden-Klassentreffen, organisiert von den zwei Langzeitnomaden Marcus und Feli von Travelicia. Es ist schon komisch, bei strahlendem Sonnenlicht einen ganzen Tag in einem alten Kinosaal zu sitzen und Popcornduft in der Nase zu haben, während ein Sprecher nach dem anderen seine Geschichte erzählt: Von Schnappatmung und Langzeitreisen. Einem Dorf im Heavy-Metal-Fieber. Von unheilbarer Büro-Allergie und Yoga auf Bali. Von Social Media Tricks und Frauenkirchenschokolade.
Und (mein Lieblingsvortrag):
Davon, was man alles in kurzer Zeit schaffen kann, wenn man es einfach macht – und dranbleibt.
6 digitale Nomad*innen mit noch jungem Business, unter anderem Nima von Abenteuer Spanien und Sarah von Verwandert erzählten davon, was sie auf ihrem Weg alles gelernt haben und womit sie Erfolg hatten. Neben vielen anderen Themen ging es um Mut, ums Glücklichsein, darum, seine Grenzen zu kennen und sie auch mal zu erweitern – und darum, was man alles von einem Pferd lernen kann, das auch noch kleiner ist als man selbst!
Natürlich sind nicht alle 500 Besucher der DNX schon digitale Nomaden.
Von Studierenden und Büromenschen über (noch!) ortsgebundene Freelancer bis hin zu Leuten, die schon einen Großteil ihrer Zeit unterwegs sind und/oder gut laufende, tolle Blogs haben (Huhu, Going Vagabond & Adios Angst!) waren alle Schattierungen dabei.
Und so lag neben Popcornduft während der ganzen DNX noch etwas anderes in der Luft:
Gemeinschaftsgefühl. Begeisterung. Offenheit und Sympathie für die Mitnomaden im Saal – egal, an welcher Stelle ihres Weges sie gerade stehen. Der Wunsch, sich zu vernetzen, Ideen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Stolz auf schon Geschafftes. Hoffnung. Und jede Menge Motivation, eigene Ideen und Projekte einfach umzusetzen – und sich beim ersten Flüstern des Zweifels einfach die Ohren zuzuhalten.
Mein Fazit der DNX 2015:
Aufhören zu jammern. Aufhören perfekt sein zu wollen. Einfach machen!
In diesem Sinne:
● Habe ich sofort am Sonntag noch alle DNX Bilder auf Facebook hochgeladen, obwohl ich soooo müde war. Sonst hätte ich es nie gemacht.
● Habe ich gleich mal einen Nischen-Check bei Vollkorrekt gebucht.
● Habe ich diesen Artikel geschrieben – und zwar äußerst unperfekt. Dafür ist er jetzt aber auch fertig.
● UND: Denke ich über meinen ersten „Monat unterwegs“ nach – und damit es nicht gleich super schwierig wird (kleine Schritte!), möchte ich diesen in Berlin verbringen. Und zwar schon bald.
Ta-daaaa! Ich bin dann mal Airbnb.
(Falls Du im Juni ein Zimmer in Berlin zu vermieten hast oder jemand kennst, der jemand kennt, freu ich mich über Deine Nachricht. Bis 500 EUR darf es kosten, je weniger, desto besser.)
(Wir sehen uns dann im Betahaus.)
Warst Du auch auf der DNX in Berlin? Wie hat es Dir gefallen? Was hast Du erlebt?
Wärst Du auch gern digitale Nomadin? Oder reicht Dir Omas Küchentisch?
Was immer Du sagen willst: Rein damit in die Kommentare – ich freu mich!
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